COVID: Argumentarium für das Singen von nichtprofessionellen Chören und ehrenamtlichen Sängerinnen und Sängern

Diese Stellungnahme wird von folgenden Organisationen unterstützt: Freikirchen.ch und Réseau évangélique suisse (RES)

 

Am 29.10.2021 hat der Bundesrat ein Verbot für nichtprofessionelle Chöre und Sängerinnen und Sänger erlassen (Covid-19-Verordnung besondere Lage Art. 6f Abs. 31). Dieses Verbot hat einschneidende Wirkung auf die Chorarbeit und den Gesang in Kirchen, Vereinen und im sozialen Leben. Das BAG stützt sich in der Einschätzung über das Singen auf die Studie «Risikoeinschätzung einer Coronavirus-Infektion im Bereich Musik» des Universitätsklinikum Freiburg2. Die Verordnungen halten fest, dass eine Massnahme verhältnismässig sein muss. Zur Beurteilung der Verhältnismässigkeit spielt es eine zentrale Rolle, ob der gewünschte Effekt auch mit einer milderen Massnahme erzielt werden könnte.

Im Hinblick auf die WBK Sitzung vom 15. – 16. April Trakt. 220.2025 Pet. Schweizerischer Katholischer Kirchenmusikverband. Chorsingen in Zeiten von Corona, hat Freikirchen.ch folgendes Argumentarium verfasst.

 

Argumentarium für das Wiedereinführen von nichtprofessionellem Gesang im Vereins- und Kirchenleben:

  • Neben der erwähnten Studie der Hochschule für Musik Freiburg 5. Update 14.12.2020, gibt es eine Studie aus der Charité Berlin vom 04. Mai 20203, der Universität der Bundeswehr vom 08. Mai 20204 und vor allem eine österreichische Studie der Universität Wien vom 27. Mai 20205.
    • Die letztgenannte Studie hält fest: «Ruhiges der Norm entsprechendes Aus- und Einatmen zeigte um den Bereich von Mund und Nase aller ChorsängerInnen eine Nebelwolke von maximal 0,5m. Hingegen heftiges Ausatmen, vor allem durch den „Bass“, führte zu einer Ausdehnung der Aerosolwolke von ~1,5m!»6

 

Somit lässt sich festhalten, dass mit einem Abstand von 1,5 Meter die Ausbreitung des Virus zentral eingedämmt werden kann.

  • Hans-Jürg Feulner hält in seinem Buch «Gottesdienst auf eigene Gefahr – Die Feier der Liturgie in der Zeit von Covid-19 fest»7 dass immer wieder kolportiert wird, dass Chorproben ein Virus-Spreader sind, das hat sich jedoch als haltlos erwiesen, vielmehr ist es das «Socialising» nach den Chorproben, wo auf Abstandsregeln weniger geachtet worden ist.8
  • Durch das Einhalten der Abstandsregel ist somit das nichtprofessionelle Singen möglich.
  • Singen fördert prosoziales Verhalten. «Michael Tomasello und Sebastian Kirschner vom Leipziger Max-Planck-Institut für menschliche Evolution haben in einer Studie mit Vorschulkindern gezeigt, dass Vierjährige, die spielerisch miteinander singen und musizieren, sich anschliessend mehr spontan helfen und besser miteinander kommunizieren und kooperieren…»9
    • Nach über einem Jahr vorbildlichem Einhalten der Schutzmassnahmen brauchen die Menschen etwas für ihre Seele und darum plädieren wir für das gemeinsame Singen unter Einhaltung der Schutzmassnahmen.
  • Liturgisches Singen während eines Gottesdienstes ist ein elementarer Bestandteil in allen kirchlichen Traditionen. Durch die Gesangseinschränkung wurde massiv in die Gottesdienstkultur eingegriffen und eine würdige Feier verunmöglicht. «Fällt das Singen im Gottesdienst weg oder wird es reduziert, leiden nicht nur die Einzelnen, sondern es leiden in der Folge auch die Menschheit und die Umwelt.»10
  • Mit der Einhaltung von AHAL (Abstand halten, Hygienemassnahmen einhalten, Alltagsmasken tragen und Lüften) im Vereins- und Kirchenleben ist Singen als stärkendes Mittel für das gesamtheitliche Wohl der Menschen unerlässlich

 

Fazit: Vom Singen geht eine heilsame Wirkung aus. Freikirchen.ch plädiert daher für die Wiedereinführung des nichtprofessionellen Gesangs in Chören und Kirchen. Mit der Einhaltung der Schutzkonzepte ist es auch bei der gegenwärtigen epidemiologischen Lage möglich, dass Gesangsanlässe nicht zu einem «Spreaderanlass» werden, sondern zu einem «Hope-Spreading».

 

6 aaO, S. 17

7 Hans-Jürgen Feulner; Elias Haslwanter (Hrsg), Gottesdienst auf eigene Gefahr – Die Feier der Liturgie in der Zeit von Covid-19, Aschendorff Verlag, Münster 2020

8 aaO, S. 788

9 aaO, S. 806

10 aaO, S. 807

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